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  Dornieden, ein Nazi in der Bildergalerie früherer 
  Bürgermeister der Stadt Duderstadt im Stadthaus 
  (Pressemitteilung vom 8.12.2012)
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  Gegen die Entschuldung von Nazi-Bürgermeister 
  Dornieden   (Brief an Bürgermeister Nolte vom 6.12.2012)
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   Veranstaltungsreihe zur Gründung der neuzeitlichen 
     jüdischen Gemeinde in Duderstadt vor 200 Jahren im 
     Herbst 1812
  Dornieden, ein Nazi in der Bildergalerie früherer 
  Bürgermeister der Stadt Duderstadt im Stadthaus 
  Hierbei geht es um Verharmlosung der nationalsozialistischen 
  Vergangenheit von Duderstadt, wie der nachfolgend 
  wiedergegebenen Pressemitteilung vom 8.12.2012 zu 
  entnehmen ist. - Vom “Eichsfelder Tageblatt” wurde der 
  Vorschlag nicht beachtet, die Stadt Duderstadt hat aber 
  inzwischen seine Prüfung zugesagt. Die Pressemitteilung 
  lautet:
  “Bis vor wenigen Monaten noch durften über einer Eingangstür 
  des früheren Duderstädter Bahnhofs Überbleibsel national-
  sozialistischer Kriegspropaganda prangen, vier Worte aus dem 
  Spruch ‘Räder müssen rollen für den Sieg!’
  Unangemessener Umgang mit der NS-Vergangenheit ist auch 
  anderswo in der Stadt noch zu finden. Die Geschichtswerkstatt 
  Duderstadt hat sich  vorgenommen, auf solche Fälle nach und 
  nach aufmerksam zu machen. Sie hat dies begonnen mit dem 
  Hinweis auf die gesetzwidrige, nämlich gegen das 
  Kriegsgräbergesetz verstoßende und unwürdige Gestaltung 
  von Kriegsgräbern auf dem St.-Paulus-Friedhof, wovon jedoch 
  nicht die Gräber der toten deutschen Soldaten, wohl aber mehr 
  als 100 Gräber von ausländischen Zwangsarbeitenden 
  betroffen sind. Trotz Zusagen hat die Stadt bis jetzt noch keine 
  wesentliche Verbesserung herbeigeführt.
  Dem unangemessenen Umgang mit der Erinnerung an die NS-
  Zeit, ihrer Opfer und Täter ist ein neuer Fall einzureihen.
  Die Geschichtswerkstatt weist hin auf die Art, wie das Bild des 
  ehemaligen Nazi-Bürgermeisters Andreas Dornieden in einer 
  Bildergalerie im Stadthaus verwendet wird. Dort hängt sein 
  Porträt zwischen den Bildern der früheren Bürgermeister von 
  Duderstadt, als sei er ehrenwert wie die anderen. Die 
  Geschichtswerkstatt hat sich deshalb mit einem Vorschlag an 
  Bürgermeister Nolte und die Vorsitzenden der Ratsfraktionen 
  gewandt. Näheres ist dem nachstehenden Brief zu entnehmen.”
  Gegen die Entschuldung von Nazi-Bürgermeister 
  Dornieden     (Brief an Bürgermeister Nolte vom 6.12.2012)
  An die
  Stadt Duderstadt
  z. Hd. des Herrn Bürgermeisters
  und der Vorsitzenden der Fraktionen im Rat der Stadt 
  Duderstadt
  Bild von Andreas Dornieden in der Galerie der Fotos 
  ehemaliger Bürgermeister von Duderstadt
  Sehr geehrte Frau Jung, sehr geehrte Herren!
  Nach dem Tod von Andreas Dornieden, des Nazi-
  Bürgermeisters von Duderstadt, veröffentlichten Bürgermeister 
  Willi Thiele und Stadtdirektor Karl Krukenberg 1976 einen 
  Nachruf, in dem es hieß: „Der Verstorbene war von 1933 bis 
  1945 Bürgermeister der Stadt Duderstadt. Während dieser Zeit 
  hat er seine ganze Arbeitskraft dem Wohle unserer Stadt 
  gewidmet. Dafür sei ihm herzlich Dank gesagt. Wir werden ihm 
  ein ehrendes Gedenken bewahren.“ – Letzteres geschieht auch 
  heute noch im Duderstädter Stadthaus. Dort hängt sein Bild 
  unter den Bildern der früheren Bürgermeister von Duderstadt, 
  als sei er ehrenwert wie die anderen.
  Der 30. Januar 2013 ist der 80. Jahrestag der 
  „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im damaligen 
  Deutschen Reich. Im Untereichsfeld war Andreas Dornieden 
  1933 der führende Totengräber der Demokratie. Zwar war er 
  praktizierender Katholik, aber zugleich der ranghöchste 
  Nationalsozialist im Kreis Duderstadt. Als solcher propagierte 
  und förderte er die Ziele der NSDAP. Im Amt des 
  Bürgermeisters wirkte er mit an der Unterdrückung der Juden in 
  Duderstadt, sorgte er für einen „geordneten“ Ablauf des 
  Pogroms am 9./10. November 1938 im Sinne seiner Urheber 
  und war mitverantwortlich für Verbrechen gegen die 
  Menschlichkeit, nämlich für die Organisation von Zwangsarbeit 
  in Duderstadt und die Deportation der letzten jüdischen 
  Einwohner der Stadt. In der Nachkriegszeit nannte er, offenbar 
  unbelehrt, das Handeln der sehr wenigen Duderstädter, welche 
  die amerikanischen Truppen als Befreier begrüßt hatten, 
  „Szenen einer würdelosen Anbiederung“.
  Der Nachruf von 1976 bedeutete die vollkommene 
  Freisprechung des Nazi-Bürgermeisters von aller Schuld. 
  Gleiches geschieht durch die unterschiedslose Aufnahme des 
  Bildes von Andreas Dornieden in die Bürgermeister-
  Fotogalerie. So, durch die Entschuldung des wohl 
  prominentesten Nationalsozialisten im Untereichsfeld, wird 
  unter anderem fälschlich suggeriert, Nationalsozialismus habe 
  in Duderstadt eigentlich nicht stattgefunden. Das kann dazu 
  verleiten, die weiterhin notwendige Auseinandersetzung mit der 
  NS-Zeit für überflüssig zu halten und sich ihr zu entziehen.
  Wir schlagen vor, anlässlich des 30. Januar 2013 dem Foto von 
  Andreas Dornieden eine Darstellung seines Wirkens als 
  nationalsozialistischer Bürgermeister aus demokratischer und 
  rechtsstaatlicher Perspektive beizufügen. Das könnte zugleich 
  ein erster Schritt sein, um auch die anderen Bilder der 
  Bürgermeister-Galerie nach und nach durch eine Erläuterung 
  des Wirkens der jeweiligen Amtsträger zu ergänzen.
  Für die Geschichtswerkstatt Duderstadt e. V.
  gez. Götz Hütt
  Veranstaltungsreihe zur Gründung der neuzeitlichen 
  jüdischen Gemeinde in Duderstadt vor 200 Jahren im 
  Herbst 1812
  Duderstadt hat auch eine jüdische 
  Geschichte. Vor genau zwei 
  Jahrhunderten, im Herbst 1812, wurde 
  durch den Zuzug von fünf jüdischen 
  Familien die neuzeitliche jüdische 
  Gemeinde in Duderstadt gegründet. 
  Sie bestand 130 Jahre. In Duderstadt 
  hat sich bereits vor mehr als einem 
  Jahr auf einen Vorschlag der 
  Geschichtswerkstatt Duderstadt hin ein 
  Runder Tisch gebildet mit dem Ziel, an 
  dieses bedeutsame Ereignis in der 
  Stadtgeschichte vor zweihundert 
  Jahren zu erinnern. Am Runden Tisch 
  haben sich Vertreter der 
  Kreisvolkshochschule Göttingen, der Kirchengemeinde St. 
  Cyriakus, der Stadt Duderstadt, des Eichsfeld-Gymnasiums, 
  des SPD-Ortsvereins Duderstadt, von Bündnis 90/Die Grünen – 
  OV Unteres Eichsfeld sowie der Geschichtswerkstatt 
  Duderstadt beteiligt. 
  Freitag, der 14.9.2012:
  Denn alles wird gut!
  Götz Hütt und drei Musiker aus Duderstadt und Göttingen 
  haben am vergangenen Freitag einen stimmungsvollen und 
  bewegenden 
  Abend im Duderstädter Rathaus gestaltet mit jüdischer Musik, 
  Liedern aus Theresienstadt und einer Lesung über die 
  Geschichte der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde in 
  Duderstadt.
  Der Runde Tisch und die Geschichtswerkstatt Duderstadt 
  hatten anlässlich der Gründung der jüdischen Gemeinde 
  Duderstadt vor 200 Jahren zu einem kleinen Konzert mit 
  Lesung in den Bürgersaal des Duderstädter Rathauses 
  eingeladen. Bürgermeister Nolte begrüßte die rund 30 
  Besucher und dankte allen, die diese außerordentliche 
  Begegnung ermöglicht hatten. Im Namen des Stadtrates 
  begrüßte er es ausdrücklich, dass der neuzeitlichen Geschichte 
  der Jüdischen Gemeinde in Duderstadt gedacht werde, aber 
  auch der Leiden und Schwierigkeiten, denen Juden in dieser 
  Zeit ausgesetzt waren. Die Stadt Duderstadt stehe voll und 
  ganz hinter dieser Aufgabe. Im Namen des Runden Tisches 
  und der Geschichtswerkstatt begrüßte auch Brita Bunke-
  Wucherpfennig die Anwesenden. Sie dankte der Stadt dafür, 
  dass dieser Abend im Rathaussaal stattfinden konnte, der ja 
  gerade für die jüdische Geschichte der Stadt ein besonders 
  authentischer Ort sei.
  Die Musiker aus Duderstadt und Göttingen, Svetlana Smertin, 
  Gesang, Karsten Heckhausen, Violoncello, und Beate Quaas, 
  Klavier, hatten Stücke ausgewählt, die eine große Bandbreite 
  jüdischer Musik der letzten zwei Jahrhunderte wiedergaben: 
  „From Jewish Life" (1924) von Ernest Bloch, „Kol Nidrei" op. 47 
  (1880) von Max Bruch und Lieder aus „Sechs israelische 
  Melodien" (1979) von Joachim Stutschewsky. Karsten 
  Heckhausen und Beate Quaas spielten die drei Werke 
  eindrucksvoll mit großem Einfühlungsvermögen, mit viel 
  Intensität und expressivem Ausdruck.
  Zwischen diese Stücke für Violoncello und Klavier hatten die 
  Musiker Lieder ins Programm gesetzt, die sie für ihre 
  Besetzung bearbeitet hatten. Svetlana Smertin sang den 
  Liederzyklus „Ich wandre durch Theresienstadt" von Ilse Weber, 
  die 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Ilse Weber, eine 
  tschechische Schriftstellerin, schrieb schon als junges Mädchen 
  jüdische Kindermärchen und kleine Theaterstücke für Kinder. 
  1942 wurde sie von Prag in das KZ Theresienstadt deportiert. 
  Von ihren Gedichten wurde besonders das Lied „Ich wandre 
  durch Theresienstadt" berühmt, das sie für ihren Sohn 
  aufgeschrieben hat, den sie vor Ausbruch des Krieges in Prag 
  in einen Zug nach England gesetzt hatte und den sie eines 
  Tages wiederzusehen hoffte. In dem Liederzyklus wechseln 
  sich Wiegenlieder mit Liedern ab, die von der starken Hoffnung 
  getragen sind, dass der Aufenthalt im Lager irgendwann ein 
  Ende haben werde. Die Lieder aus Theresienstadt, mit ihren 
  einfachen kompositorischen Sätzen und anrührenden Texten, 
  wurden von den Musikern schlicht und unpathetisch, aber warm 
  und intensiv vorgetragen. Besonders die Sängerin erreichte mit 
  ihrer natürlichen und klangschönen Stimme unmittelbar die 
  Zuhörer. Das war einer der bewegendsten Momente des 
  Abends. In einem zweiten Liedblock brachten die Musiker drei 
  Liebeslieder aus einer Sammlung jiddischer Lieder von 
  Francois Lilienfeld zu Gehör. Auch hier gelang es ihnen, die 
  Fröhlichkeit und zugleich Schwermut dieser Lieder an die 
  Zuhörer weiterzugeben.
  Zwischen den Musikstücken las Götz Hütt aus seinem neu 
  erschienenen Buch „Geschichte der neuzeitlichen jüdischen 
  Gemeinde in Duderstadt". Das waren ungemein spannende 
  Beiträge. Er vermittelte, dass Duderstadt, zu dessen 
  Bevölkerung im 14. bis 16 Jahrhundert immerhin noch bis zu 12 
  jüdische Familien zählten, Anfang des 19. Jahrhunderts keine 
  jüdischen Einwohner hatte. Erst die französische Revolution 
  und die vorübergehende Zugehörigkeit Duderstadts zum 
  Königreich Westfalen unter Napoleons Bruder Jérôme 
  Bonaparte sicherte Juden dasselbe Recht zu wie allen anderen 
  Untertanen. So stellte 1811 ein Jude aus Wöllmarshausen den 
  Antrag, mit seiner Familie und der seines Bruders in Duderstadt 
  leben zu dürfen. Über diesen Antrag wurde im Rathaus 
  verhandelt. Allerdings hatte der Bürgermeister Einwände und 
  Bedenken und musste erst von übergeordneter Stelle zur 
  Rechtslage belehrt werden. So dauerte es ein gutes Jahr, bis 
  am 6. Oktober 1812, also vor 200 Jahren, Calman Eichholz 
  seinen neuen Wohnsitz in Duderstadt anmelden konnte.
  Hütt machte deutlich, dass Judenhass und Judenfeindlichkeit 
  keineswegs Merkmale ausschließlich der NS-Zeit waren, 
  sondern in der gesamten Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  in Duderstadt wiederzufinden sind. Schon 1816 gab es 
  Bestrebungen, die Juden wieder aus der Stadt zu verweisen. 
  Auch in zahlreichen anderen Entscheidungen städtischer 
  Gremien, der Zuweisung einer Viehweide als Begräbnisplatz, 
  Einwendungen gegen den Bau einer Synagoge, und der 
  fehlenden Bereitschaft, jüdische Schülerinnen und Schüler an 
  den konfessionellen städtischen Schulen aufzunehmen, zeigte 
  sich eine tief verwurzelte Ablehnung der jüdischen Mitbürger.
  Allerdings wurde der Antisemitismus nie so öffentlich und so 
  todbringend betrieben wie in der NS-Zeit. Umso berührender ist 
  daher der Liedtext, den Ilse Werner im KZ Theresienstadt 
  geschrieben hat, mit dem die Musiker den Abend beendeten: 
  „Denn alles wird gut, ertrag geduldig das Warten, vertrau 
  derZukunft, verlier nicht den Mut, die Welt wird wieder zum 
  Garten!"
  Christoph Nothdurft
   
  ● Sonnabend, der 6.10.2012:
  Die Stimme der Synagoge - Konzert mit Andor Izsák
  Feier zur Erinnerung an die Gründung der jüdischen Gemeinde 
  im Jahr 1812 mit einem Konzert von Prof. Andor Izsák, 
  dem Leiter des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik, 
  Hannover. Zeit und Ort: 19 Uhr im Bürgersaal des Rathauses 
  Duderstadt – eine Veranstaltung des Runden Tisches und der 
  Stadt Duderstadt Zur Erinnerung an den Zuzug der ersten 
  jüdischen Familien am 6.10.1812 nach Duderstadt fand am 
  6.10.2012 im Bürgersaal des Duderstädter Rathauses in 
  Zusammenarbeit mit der Stadt Duderstadt eine 
  Gedenkveranstaltung des Runden Tisches statt. Prof. Andor 
  Izsák spielte und erläuterte jüdische synagogale Musik und bot 
  damit die Gelegenheit, sich mit den früheren jüdischen 
  Einwohnern im Geiste zu verbinden. Im Rahmen dieser 
  Veranstaltung überreichte Bürgermeister Nolte einen Ehrenbrief 
  für Rolf Ballin, den letzten noch lebenden jüdischen Einwohner 
  der Stadt, an dessen Tochter und Enkeltochter, die aus Israel 
  angereist waren.
   
  ● Sonnabend, der 13.10.2012
  Stadtrundgang 
  zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Duderstadt 
  Führung: Götz Hütt, Geschichtswerkstatt Duderstadt
  Zeit und Ort: Beginn um 15 Uhr beim Wallaufgang 
  Obertorstraße.   Eine Veranstaltung des Runden Tisches und 
  der Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V.
  ● Mittwoch, der 7.11.2012
  Von Symmetrien und Asymmetrien.
  Über das Verhältnis von Christentum und Judentum, 
  mit Dr. Fornet-Ponse
  Zeit und Ort: 19 Uhr in der Kreisvolkshochschule in Duderstadt 
  – eine Veranstaltung des Runden Tisches und der St.-Cyriakus-
  Kirchengemeinde
   
  Stadtrat und Geschichte
  Gedenkfeier am 27. Januar 2012 ist unvereinbar mit 
  Verharmlosung von Konzentrationslagern durch hohen 
  Repräsentanten der Stadt Duderstadt
   
  Die Geschichtswerkstatt Duderstadt kritisiert die Durchführung der 
  Gedenkfeier der Stadt für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. 
  Januar 2012 scharf: Die Stadt Duderstadt hat die das Leiden in den 
  nationalsozialistischen Konzentrationslagern in krasser Weise 
  verharmlosenden Äußerungen des hohen Repräsentanten der Stadt 
  Lothar Koch geduldet und keinerlei Distanzierung erkennen lassen. 
  Koch, u.a. Ratsmitglied, Ehrenbürgermeister der Stadt Duderstadt, 
  stellvertretender Landrat des Landkreises Göttingen, niedersächsischer 
  Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des 
  Kultusausschusses, hatte in einer Ratssitzung am 12. Dezember 2011 
  auf Kritik an seinen fortgesetzten Zwischenrufen mit dem Ausruf 
  reagiert: "Ich bin doch hier nicht im KZ!" und in einer kurzen Erklärung 
  erläutert: "KZ steht für mich für nicht vorhandene Gedanken- und 
  Redefreiheit."
  Ein Leserbrief des Vorsitzenden der Geschichtswerkstatt Duderstadt, 
  Götz Hütt, an das Eichsfelder Tageblatt wurde von diesem nicht 
  abgedruckt. Hier der Wortlaut:
  Verharmlosung der Konzentrationslager
  Das kann nur den braunen Bodensatz in unserer Gesellschaft stärken: 
  "Ich bin doch hier nicht im KZ", bemerkte Lothar Koch im Duderstädter 
  Stadtrat, als ein Redner der Opposition sich gegen störende 
  Zwischenrufe des stellvertretenden Ratsvorsitzenden und 
  Landtagsabgeordneten zur Wehr setzte. Koch sagte weiter: "KZ steht für 
  mich für nicht vorhandene Gedanken- und Redefreiheit." Für die 
  Häftlinge dagegen bedeuteten die Konzentrationslager noch ganz 
  anderes: Entwürdigung, Hunger, körperliche Gewalt, Massenmord. Die 
  Äußerungen von Lothar Koch verharmlosen also das KZ-System auf 
  unerträgliche Weise. Der CDU-Politiker kann sich deshalb nicht einfach 
  mit der Floskel "völlig unangemessen" aus der Affäre ziehen wollen, 
  sondern muss seine Äußerungen inhaltlich begründet zurücknehmen, 
  will er sein durch ihn selbst beschädigtes Ansehen als Volksvertreter im 
  demokratischen Rechtsstaat wiederherstellen. 
  Eine Pressemitteilung der Geschichtswerkstatt wurde ebenfalls der 
  Öffentlichkeit vorenthalten. Ihr Inhalt:
  Mit Empörung wurde in der Jahreshaupt-versammlung der 
  Geschichtswerkstatt Duderstadt aufgenommen, dass der stell-
  vertretende Bürgermeister Koch (MdL) in der letzten Stadtratssitzung 
  Konzentrationslager verharmloste und der Ratsvorsitzende Vollmer 
  dagegen nicht einschritt. Dieser Vorgang muss nach Ansicht der 
  Geschichtswerkstatt unverzüglich bereinigt werden, zumal er die 
  Glaubwürdigkeit der Gedenkfeier der Stadt am 27.1.2012 für die Opfer 
  der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Frage stellt. 
   
  Die Mitglieder des Vereins Geschichtswerkstatt beanstandeten, dass 
  Lothar Koch in der Ratssitzung zahlreiche eigene Zwischenrufe mit den 
  Bemerkungen „Ich bin doch hier nicht im KZ" und „KZ steht für mich für 
  nicht vorhandene Gedanken- und Redefreiheit" verteidigt hatte. Solche 
  Äußerungen bedeuteten eine gestörte Geschichtswahrnehmung. 
  Schließlich hätten die Häftlinge der Konzentrationslager Freiheits-
  beraubung, Entwürdigung, Hunger, körperliche Gewalt und Tod erleiden 
  müssen. Kritisiert wurde auch der Ratsvorsitzende Vollmer, weil er die 
  Äußerungen von Koch nicht gerügt hatte. Beide Repräsentanten der 
  Stadt wird die Geschichtswerkstatt brieflich dazu auffordern, ihr 
  Verhalten unverzüglich zu revidieren. Solange im Stadtrat 
  Konzentrationslager verharmlost würden, könne die Stadt am 27.1.2012 
  der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nicht glaubwürdig 
  gedenken. Beides passe nicht zusammen. 
   
  Die beiden floskelhaften Worte „völlig unangemessen" des 
  stellvertretenden Bürgermeisters Koch am nächsten Tag gegenüber der 
  Presse, so die Versammlung, reichten nicht, um die Affäre zu 
  bereinigen. Vielmehr müsse Koch, nachdem er den demokratischen 
  Konsens in Frage gestellt habe, sein Missverständnis von 
  Konzentrationslagern inhaltlich und öffentlich bereinigen. Der 
  Ratsvorsitzende Vollmer wird sein Verhalten erklären und darlegen 
  müssen, wie er künftig eventuelle Verharmlosungen des 
  Nationalsozialismus im Stadtrat unterbinden werde. Die 
  Geschichtswerkstatt wird beide Politiker deswegen anschreiben.
  Um den Standpunkt der Geschichtswerkstatt Duderstadt an die 
  interessierte Öffentlichkeit zu bringen, wollten die Mitglieder als letztes 
  Mittel in die Ausgabe des Eichsfelder Tageblatts vom 27.1.2012 eine 
  Anzeige mit folgendem Text setzen:
  Die Verharmlosung von Konzentrationslagern im Stadtrat durch Lothar 
  Koch, gebilligt durch das Schweigen einer großen Mehrheit, ist 
  unvereinbar mit der heutigen Gedenkfeier der Stadt für die Opfer des 
  Nationalsozialismus und muss inhaltlich zurückgenommen werden. 
  Geschichtswerkstatt Duderstadt
  Das Eichsfelder Tageblatt verweigerte jedoch die Annahme dieser 
  Anzeige mit der Begründung, das Tageblatt sei überparteilich, die 
  Anzeige aber "meinungsbildend". Die Frage, warum das Tageblatt 
  meinungsbildende Anzeigen politischer Parteien durchaus 
  veröffentliche, die unseres Vereins aber nicht, wurde mit Schweigen 
  beantwortet. 
  
  
  
  
 
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
  
 
  