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  Auf der Spur
  europäischer 
  Zwangsarbeit -
  Südniedersachsen 
  1939-1945
 
 
  Öffnungszeiten:
  wegen Wasserschaden 
  leider bis Ende des
  Jahres geschlossen
  mittwochs und freitags
  von 10-16 Uhr,
  jeden 1. Sonntag 
  im Monat von
  14-17 Uhr
  Tel. 0551/29 34 69 01
  Mehr Informationen:
  www.zwangsarbeit-in-
  Niedersachsen.eu
  BBS II
  Godehardstr. 11
  37081 Göttingen
  
  
 
  Mirosław Kukliński: 
  Als Zwangs-
  arbeiterkind 
  in Südniedersachsen
  1944-1946.
  Filmisches Interview.
  Für 5 € erhältlich
  bei der 
  Geschichtswerkstatt
  Duderstadt.
 
 
  DVD:
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
  
 
  Als Zwangsarbeiterkind in Südniedersachsen  1944-1946
 
  1944-1946 Während des Zweiten Weltkrieges wurden Millionen zur 
  Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert – laut Nürnberger 
  Prozess ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das Interview 
  mit Mirosław Kukliński zeigt, wie auch Kinder zu den Opfern 
  zählten.
  Der vierjährige Mirosław erlebte Kämpfe während des 
  Warschauer Aufstandes und wurde mit seinen Eltern über das 
  Durchgangslager Pruszków in das KZ Sachsenhausen deportiert, 
  dann mit seiner Mutter weiter in das KZ Buchenwald und ins 
  Untereichsfeld. Teils aus den Erzählungen der Mutter, teils aus 
  eigener Erinnerung berichtet Mirosław Kukliński über ihr  
  Schicksal in der Ziegelei Jacobi in Bilshausen und in der 
  Reißwollfabrik Hollenbach in Duderstadt. Es ist ein subjektives 
  Erinnern an die Zeit als Zwangsarbeiterkind in Duderstadt, die 
  Befreiung durch Truppen der USA, das Schicksal als Displaced 
  Persons und das Wiederfinden des Vaters in Warschau. Mirosław 
  Kukliński erzählt, wie sein eigenes Leben nach dem Krieg 
  beeinflusst war durch eine Liebe zu den USA, die sich in 
  Duderstadt in der Begegnung mit den amerikanischen Befreiern 
  entwickelt hatte.
  Die Darstellung unterschiedlicher Behandlung von zwei Gruppen 
  polnischer Zwangsarbeitenden in dem Interview konnte nicht 
  verifiziert werden. Allerdings: Während Zwangsarbeitende 
  üblicherweise durch das Arbeitsamt vermittelt wurden, kam die 
  Warschauer Gruppe aus dem KZ der SS.
  Die DVD enthält das Interview mit Mirosław Kukliński in drei 
  Teilen:
  Teil 1: Von Warschau ins Eichsfeld – 1944
  Teil 2: Zwangsarbeit bei der Firma Hollenbach in Duderstadt – 
  1944/45 
  Teil 3: Befreiung und Rückkehr nach Warschau 
  Der Film wurde mit Unterstützung der Stiftung niedersächsische 
  Gedenkstätten und aus dem Projekt „Moving with the Exhibition“ 
  der Geschichtswerkstatt Göttingen gefördert. Die eingeblendeten 
  Fotos stammen aus dem Bundesarchiv und von Mirosław 
  Kukliński. Interview: Götz Hütt. Kamera und Schnitt: Sascha 
  Heppe.
  Günther Siedbürger: Einführung ins Thema NS-
  Zwangsarbeit in Stadt und Altkreis Duderstadt
  Etwa 13,5 Millionen ausländische Arbeitskräfte und Häftlinge von 
  Konzentrationslagern und ähnlichen Haftstätten verrichteten 
  zwischen 1939 und 1945 Zwangsarbeit auf dem Gebiet des 
  „Großdeutschen Reichs“. Davon waren etwa 8,4 Millionen – also 
  der weitaus größte Teil – Zivilarbeiter, 1,7 Millionen Häftlinge aus 
  Konzentrationslagern, Ghettos und ähnlichen Lagern und etwa 3,4 
  Millionen Kriegsgefangene. 
  Alle drei Gruppen waren hier in Duderstadt vertreten: 
  
  Kriegsgefangene mit Arbeitskommandos in Industrie, 
  Landwirtschaft und einzelnen Handwerksbetrieben;
  
  Ein Außenkommando des KZ Buchenwald mit 750 bzw. 755 
  jüdischen Frauen, die fast ausschließlich aus Ungarn kamen, in 
  der Rüstungsfabrik Poltewerke am Euzenberg;
  
  Ausländische zivile Zwangsarbeitende praktisch überall: neben 
  der Landwirtschaft, in der in der Region knapp die Hälfte der 
  Zwangsarbeitenden eingesetzt wurde, arbeiteten sie in der 
  Industrie, bei der Eisenbahn, in Handel, Handwerk, 
  Gesundheitseinrichtungen wie dem Martini-Krankenhaus, in 
  der Forstwirtschaft und in kommunalen Betrieben.
  Vor 30 Jahren war über Art und Umfang dieses 
  Kriegsverbrechens hier fast gar nichts bekannt. Das hat sich 
  mittlerweile zumindest für die Gruppen der KZ-Häftlinge und der 
  Zivilarbeiter geändert, während wir über die Situation der hier 
  eingesetzten Kriegsgefangenen nach wie vor nicht viel wissen. 
  Ausländische zivile Zwangsarbeitende prägten das tägliche Bild in 
  den Städten und Dörfern. Ihr Altersspektrum reichte von kleinen 
  Kindern bis zu Greisen, die alle zur Arbeit gezwungen wurden. 
  Ohne ihren Einsatz wäre die deutsche Wirtschaft 
  zusammengebrochen. Viele deutsche Betriebe haben von dem 
  Einsatz ausländischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter 
  wirtschaftlich profitiert.
  Zivilarbeiterinnen und -arbeiter kamen aus einer Vielzahl von 
  Staaten und Nationen; für Südniedersachsen sind bisher 16 
  Herkunftsländer nachgewiesen. Fast zwei Drittel (61 %) kamen 
  aus Osteuropa. Die mit Abstand größte einzelne Gruppe (42 %) 
  stellten dabei die Bewohner Polens dar. Knapp zwei Drittel der 
  Zwangsarbeitenden in der Region waren männlichen 
  Geschlechts.
  In ihrer Heimat wurden die Menschen als Arbeitskräfte 
  angeworben, „dienstverpflichtet“ oder – wie sehr häufig – 
  gewalttätig von der Straße weg deportiert. Unabhängig davon 
  einte sie, dass sie, einmal im Reich, nicht mehr in ihre Heimat 
  zurückkehren konnten, sondern praktisch Gefangene waren.
  Dieser sogenannte Ausländereinsatz im Reich war ideologisch 
  eigentlich nicht erwünscht. Die nationalsozialistische 
  Rasseideologie nahm Abstufungen zwischen Angehörigen 
  „arischer“ Völker, zu denen z.B. Niederländer bzw. „Flamen“ 
  zählten, „romanischer“ Völker (z.B. Franzosen und „Wallonen“) 
  und„slawischer“ Völker (z.B. Polen, Russen) vor. Die aus Polen 
  und der Sowjetunion deportierten Menschen galten als Slawen 
  und damit als Untermenschen. Ihr Stellenwert war der von 
  Arbeitstieren für die deutsche/ arische Herrenrasse. Für diese 
  Gruppe wurde ein Sonderstrafrecht eingeführt, das die 
  Lebensführung bis ins kleinste festlegte. Die Details ihres 
  Alltagslebens waren bis hin zum Friseurbesuch oder zum 
  Kirchgang reguliert und strafbewehrt. Insgesamt liefen diese 
  Regelungen auf eine möglichst weitgehende Beschränkung der 
  Bewegungsfreiheit, eine umfassende Isolierung und die 
  Herabstufung zum rechtlosen Objekt nationalsozialistischen 
  Herrschaftswillens hinaus. Merkblätter für die deutschen 
  Arbeitgeber und zahlreiche Hetzartikel in der Tagespresse sorgten 
  dafür, dass die einheimische Bevölkerung über diese Regelungen 
  genau (teilweise besser als die Betroffenen selbst) im Bilde war. 
  Die Betroffenen selbst schwebten in ständiger Gefahr, wegen 
  irgendwelcher Kleinigkeiten oder aufgrund von Denunziationen 
  verhaftet, ins Gefängnis oder Straflager gesteckt zu werden und 
  infolge dessen womöglich ihr Leben zu verlieren.
  Mit dem Sonderstrafrecht für Polen wurde 1940 auch erstmals die 
  „Kennzeichenpflicht“ für eine Personengruppe im Reich 
  eingeführt. Polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter 
  wurden gezwungen, an ihrer Kleidung ständig ein „P“-Abzeichen 
  zu tragen. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion und der 
  Verschleppung vieler dortiger Bewohner ins Reich wurde eine 
  entsprechende Regelung auch für diese Menschen geschaffen: 
  als sogenannte Ostarbeiter waren sie gezwungen, ein Abzeichen 
  mit dem Wort „OST“ an ihrer Kleidung zu tragen.
  Hier in Stadt und Altkreis Duderstadt spielte die Industrie als 
  Einsatzort von Zwangsarbeitenden eine große Rolle. Vor 
  Kriegsbeginn herrschte hier eine sehr stark landwirtschaftlich 
  orientierte Wirtschafts- und Sozialstruktur vor. Das änderte sich im 
  Krieg rasant. Zwischen 1939 und 1944 wuchs die Zahl der 
  Einwohner der Stadt Duderstadt um 71 Prozent. An dieser 
  Steigerung hatten die vielen ausländischen Arbeitskräfte, die in 
  die Stadt gekommen bzw. dorthin verbracht worden waren, 
  großen Anteil. Sie arbeiteten in den lokalen Industriebetrieben und 
  in der Bauwirtschaft, der bei weitem größte Teil von ihnen in der 
  Stadt selbst bei Bau und Betrieb des Rüstungsunternehmens 
  Polte, im Kreis auf der Großbaustelle des chemischen Betriebes 
  Schickertwerke in Rhumspringe.
  In dem Film spielen zwei andere Firmen eine Rolle. Da sind zum 
  einen die Jacobi Tonwerke mit ihrem Stammwerk in Bilshausen. 
  Hier arbeiteten während des Krieges ca. 220 Ausländer, sämtlich 
  aus Osteuropa, der größte Teil aus der Sowjetunion stammend, in 
  der Ziegelproduktion und bei Verladearbeiten. Fast
  die Hälfte waren Frauen, es gab relativ viele Ehe- und 
  Geschwisterpaare, z. T. offenbar ganze Familien. Für diese 
  osteuropäischen Zwangsarbeitenden führte der Betrieb ein 
  eigenes Lager in vier festen Gebäuden innerhalb des 
  eingezäunten Fabrikgeländes, das sogenannte „Russenlager“, 
  das von einem deutschen „Betriebsobmann“ überwacht wurde.
  Im Sommer 1944 häuften sich die hygienischen Missstände in 
  diesem Lager. Die Ungezieferplage, die ihre Ursache in 
  mangelhaften hygienischen Verhältnissen, unzureichender 
  Kleidung und wohl auch Überfüllung der Unterkünfte hatte, nahm 
  immer stärker zu. Da die einzige Entlausungsanlage im Altkreis 
  sich im 18 km entfernten Duderstädter Krankenhaus befand, 
  drängte die Firma beim Landrat auf die Aufstellung eines 
  zusätzlichen Entlausungsapparates direkt auf dem 
  Firmengelände. 
  Mindestens zwei Arbeiter aus der Sowjetunion, die bei Jacobi in 
  Bilshausen Zwangsarbeit leisten mussten, Grigory Popow und 
  Dmitry Pilipinko, starben 1943 bzw. 1944 an Lungentuberkulose. 
  1943 starb zudem im „Wohnlager Jakobi“ ein sowjetisches Kind 
  im Alter von 16 Tagen. Ihre Gräber kennen wir nicht.
  Der zweite Industriebetrieb, der gleich eine Rolle spielen wird, ist 
  die Firma Franz Hollenbach, Sortierbetrieb für Papier- und 
  Reißwollfabrikation, Wäscherei, Färberei, Duderstadt, Wolfsgärten 
  9. Hier arbeiteten etwa 20 Männer und 110 Frauen aus Polen und 
  der Sowjetunion, die in einem Lager auf dem Betriebsgelände 
  untergebracht waren. Das Lager bestand wahrscheinlich zum 
  einen aus zwei Wohnungen mit insgesamt acht Räumen in einem 
  Arbeiterhaus auf dem Firmengelände und zum anderen aus einer 
  dort aufgestellten Baracke. Mindestens 16 polnische Kinder 
  mussten ebenfalls hier leben und arbeiten. Der Einsatz polnischer 
  Arbeitskräfte bei Hollenbach begann bereits am 31.5.1940 mit der 
  Ankunft von 13 Frauen, die fast alle bis zur Befreiung 1945 bei der 
  Firma blieben (eine Polin wurde bereits 1941 in die „Irrenanstalt“ 
  Göttingen eingeliefert). 1942 folgten 20 und 1944 37 Polinnen und 
  (wenige) Polen. Allein am 29.8.1944 kamen sieben Frauen mit 
  neun Kindern aus Polen zu Hollenbach. Dies waren vermutlich 
  Deportationen im Zusammenhang mit dem Warschauer Aufstand 
  von 1944. 
  © Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V. 2015
  www.geschichtswerkstatt-duderstadt.de
 
  Während des Zweiten Weltkrieges wurden Millionen zur 
  Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert – laut Nürnberger 
  Prozess ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das Interview 
  mit Mirosław Kukliński zeigt, wie auch Kinder zu den Opfern 
  zählten.
  Der vierjährige Mirosław erlebte Kämpfe während des 
  Warschauer Aufstandes und wurde mit seinen Eltern über das 
  Durchgangslager Pruszków in das KZ Sachsenhausen deportiert, 
  dann mit seiner Mutter weiter in das KZ Buchenwald und ins 
  Untereichsfeld. Teils aus den Erzählungen der Mutter, teils aus 
  eigener Erinnerung berichtet Mirosław Kukliński über ihr  
  Schicksal in der Ziegelei Jacobi in Bilshausen und in der 
  Reißwollfabrik Hollenbach in Duderstadt. Es ist ein subjektives 
  Erinnern an die Zeit als Zwangsarbeiterkind in Duderstadt, die 
  Befreiung durch Truppen der USA, das Schicksal als Displaced 
  Persons und das Wiederfinden des Vaters in Warschau. Mirosław 
  Kukliński erzählt, wie sein eigenes Leben nach dem Krieg 
  beeinflusst war durch eine Liebe zu den USA, die sich in 
  Duderstadt in der Begegnung mit den amerikanischen Befreiern 
  entwickelt hatte.
  Die Darstellung unterschiedlicher Behandlung von zwei Gruppen 
  polnischer Zwangsarbeitenden in dem Interview konnte nicht 
  verifiziert werden. Allerdings: Während Zwangsarbeitende 
  üblicherweise durch das Arbeitsamt vermittelt wurden, kam die 
  Warschauer Gruppe aus dem KZ der SS.
  Die DVD enthält das Interview mit Mirosław Kukliński in drei 
  Teilen:
  Teil 1: Von Warschau ins Eichsfeld – 1944
  Teil 2: Zwangsarbeit bei der Firma Hollenbach in Duderstadt – 
  1944/45 
  Teil 3: Befreiung und Rückkehr nach Warschau 
  Der Film wurde mit Unterstützung der Stiftung niedersächsische 
  Gedenkstätten und aus dem Projekt „Moving with the Exhibition“ 
  der Geschichtswerkstatt Göttingen gefördert. Die eingeblendeten 
  Fotos stammen aus dem Bundesarchiv und von Mirosław 
  Kukliński. Interview: Götz Hütt. Kamera und Schnitt: Sascha 
  Heppe.
  Günther Siedbürger: Einführung ins Thema NS-
  Zwangsarbeit in Stadt und Altkreis Duderstadt
  Etwa 13,5 Millionen ausländische Arbeitskräfte und Häftlinge von 
  Konzentrationslagern und ähnlichen Haftstätten verrichteten 
  zwischen 1939 und 1945 Zwangsarbeit auf dem Gebiet des 
  „Großdeutschen Reichs“. Davon waren etwa 8,4 Millionen – also 
  der weitaus größte Teil – Zivilarbeiter, 1,7 Millionen Häftlinge aus 
  Konzentrationslagern, Ghettos und ähnlichen Lagern und etwa 3,4 
  Millionen Kriegsgefangene. 
  Alle drei Gruppen waren hier in Duderstadt vertreten: 
  
  Kriegsgefangene mit Arbeitskommandos in Industrie, 
  Landwirtschaft und einzelnen Handwerksbetrieben;
  
  Ein Außenkommando des KZ Buchenwald mit 750 bzw. 755 
  jüdischen Frauen, die fast ausschließlich aus Ungarn kamen, in 
  der Rüstungsfabrik Poltewerke am Euzenberg;
  
  Ausländische zivile Zwangsarbeitende praktisch überall: neben 
  der Landwirtschaft, in der in der Region knapp die Hälfte der 
  Zwangsarbeitenden eingesetzt wurde, arbeiteten sie in der 
  Industrie, bei der Eisenbahn, in Handel, Handwerk, 
  Gesundheitseinrichtungen wie dem Martini-Krankenhaus, in 
  der Forstwirtschaft und in kommunalen Betrieben.
  Vor 30 Jahren war über Art und Umfang dieses 
  Kriegsverbrechens hier fast gar nichts bekannt. Das hat sich 
  mittlerweile zumindest für die Gruppen der KZ-Häftlinge und der 
  Zivilarbeiter geändert, während wir über die Situation der hier 
  eingesetzten Kriegsgefangenen nach wie vor nicht viel wissen. 
  Ausländische zivile Zwangsarbeitende prägten das tägliche Bild in 
  den Städten und Dörfern. Ihr Altersspektrum reichte von kleinen 
  Kindern bis zu Greisen, die alle zur Arbeit gezwungen wurden. 
  Ohne ihren Einsatz wäre die deutsche Wirtschaft 
  zusammengebrochen. Viele deutsche Betriebe haben von dem 
  Einsatz ausländischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter 
  wirtschaftlich profitiert.
  Zivilarbeiterinnen und -arbeiter kamen aus einer Vielzahl von 
  Staaten und Nationen; für Südniedersachsen sind bisher 16 
  Herkunftsländer nachgewiesen. Fast zwei Drittel (61 %) kamen 
  aus Osteuropa. Die mit Abstand größte einzelne Gruppe (42 %) 
  stellten dabei die Bewohner Polens dar. Knapp zwei Drittel der 
  Zwangsarbeitenden in der Region waren männlichen 
  Geschlechts.
  In ihrer Heimat wurden die Menschen als Arbeitskräfte 
  angeworben, „dienstverpflichtet“ oder – wie sehr häufig – 
  gewalttätig von der Straße weg deportiert. Unabhängig davon 
  einte sie, dass sie, einmal im Reich, nicht mehr in ihre Heimat 
  zurückkehren konnten, sondern praktisch Gefangene waren.
  Dieser sogenannte Ausländereinsatz im Reich war ideologisch 
  eigentlich nicht erwünscht. Die nationalsozialistische 
  Rasseideologie nahm Abstufungen zwischen Angehörigen 
  „arischer“ Völker, zu denen z.B. Niederländer bzw. „Flamen“ 
  zählten, „romanischer“ Völker (z.B. Franzosen und „Wallonen“) 
  und„slawischer“ Völker (z.B. Polen, Russen) vor. Die aus Polen 
  und der Sowjetunion deportierten Menschen galten als Slawen 
  und damit als Untermenschen. Ihr Stellenwert war der von 
  Arbeitstieren für die deutsche/ arische Herrenrasse. Für diese 
  Gruppe wurde ein Sonderstrafrecht eingeführt, das die 
  Lebensführung bis ins kleinste festlegte. Die Details ihres 
  Alltagslebens waren bis hin zum Friseurbesuch oder zum 
  Kirchgang reguliert und strafbewehrt. Insgesamt liefen diese 
  Regelungen auf eine möglichst weitgehende Beschränkung der 
  Bewegungsfreiheit, eine umfassende Isolierung und die 
  Herabstufung zum rechtlosen Objekt nationalsozialistischen 
  Herrschaftswillens hinaus. Merkblätter für die deutschen 
  Arbeitgeber und zahlreiche Hetzartikel in der Tagespresse sorgten 
  dafür, dass die einheimische Bevölkerung über diese Regelungen 
  genau (teilweise besser als die Betroffenen selbst) im Bilde war. 
  Die Betroffenen selbst schwebten in ständiger Gefahr, wegen 
  irgendwelcher Kleinigkeiten oder aufgrund von Denunziationen 
  verhaftet, ins Gefängnis oder Straflager gesteckt zu werden und 
  infolge dessen womöglich ihr Leben zu verlieren.
  Mit dem Sonderstrafrecht für Polen wurde 1940 auch erstmals die 
  „Kennzeichenpflicht“ für eine Personengruppe im Reich 
  eingeführt. Polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter 
  wurden gezwungen, an ihrer Kleidung ständig ein „P“-Abzeichen 
  zu tragen. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion und der 
  Verschleppung vieler dortiger Bewohner ins Reich wurde eine 
  entsprechende Regelung auch für diese Menschen geschaffen: 
  als sogenannte Ostarbeiter waren sie gezwungen, ein Abzeichen 
  mit dem Wort „OST“ an ihrer Kleidung zu tragen.
  Hier in Stadt und Altkreis Duderstadt spielte die Industrie als 
  Einsatzort von Zwangsarbeitenden eine große Rolle. Vor 
  Kriegsbeginn herrschte hier eine sehr stark landwirtschaftlich 
  orientierte Wirtschafts- und Sozialstruktur vor. Das änderte sich im 
  Krieg rasant. Zwischen 1939 und 1944 wuchs die Zahl der 
  Einwohner der Stadt Duderstadt um 71 Prozent. An dieser 
  Steigerung hatten die vielen ausländischen Arbeitskräfte, die in 
  die Stadt gekommen bzw. dorthin verbracht worden waren, 
  großen Anteil. Sie arbeiteten in den lokalen Industriebetrieben und 
  in der Bauwirtschaft, der bei weitem größte Teil von ihnen in der 
  Stadt selbst bei Bau und Betrieb des Rüstungsunternehmens 
  Polte, im Kreis auf der Großbaustelle des chemischen Betriebes 
  Schickertwerke in Rhumspringe.
  In dem Film spielen zwei andere Firmen eine Rolle. Da sind zum 
  einen die Jacobi Tonwerke mit ihrem Stammwerk in Bilshausen. 
  Hier arbeiteten während des Krieges ca. 220 Ausländer, sämtlich 
  aus Osteuropa, der größte Teil aus der Sowjetunion stammend, in 
  der Ziegelproduktion und bei Verladearbeiten. Fast
  die Hälfte waren Frauen, es gab relativ viele Ehe- und 
  Geschwisterpaare, z. T. offenbar ganze Familien. Für diese 
  osteuropäischen Zwangsarbeitenden führte der Betrieb ein 
  eigenes Lager in vier festen Gebäuden innerhalb des 
  eingezäunten Fabrikgeländes, das sogenannte „Russenlager“, 
  das von einem deutschen „Betriebsobmann“ überwacht wurde.
  Im Sommer 1944 häuften sich die hygienischen Missstände in 
  diesem Lager. Die Ungezieferplage, die ihre Ursache in 
  mangelhaften hygienischen Verhältnissen, unzureichender 
  Kleidung und wohl auch Überfüllung der Unterkünfte hatte, nahm 
  immer stärker zu. Da die einzige Entlausungsanlage im Altkreis 
  sich im 18 km entfernten Duderstädter Krankenhaus befand, 
  drängte die Firma beim Landrat auf die Aufstellung eines 
  zusätzlichen Entlausungsapparates direkt auf dem 
  Firmengelände. 
  Mindestens zwei Arbeiter aus der Sowjetunion, die bei Jacobi in 
  Bilshausen Zwangsarbeit leisten mussten, Grigory Popow und 
  Dmitry Pilipinko, starben 1943 bzw. 1944 an Lungentuberkulose. 
  1943 starb zudem im „Wohnlager Jakobi“ ein sowjetisches Kind 
  im Alter von 16 Tagen. Ihre Gräber kennen wir nicht.
  Der zweite Industriebetrieb, der gleich eine Rolle spielen wird, ist 
  die Firma Franz Hollenbach, Sortierbetrieb für Papier- und 
  Reißwollfabrikation, Wäscherei, Färberei, Duderstadt, Wolfsgärten 
  9. Hier arbeiteten etwa 20 Männer und 110 Frauen aus Polen und 
  der Sowjetunion, die in einem Lager auf dem Betriebsgelände 
  untergebracht waren. Das Lager bestand wahrscheinlich zum 
  einen aus zwei Wohnungen mit insgesamt acht Räumen in einem 
  Arbeiterhaus auf dem Firmengelände und zum anderen aus einer 
  dort aufgestellten Baracke. Mindestens 16 polnische Kinder 
  mussten ebenfalls hier leben und arbeiten. Der Einsatz polnischer 
  Arbeitskräfte bei Hollenbach begann bereits am 31.5.1940 mit der 
  Ankunft von 13 Frauen, die fast alle bis zur Befreiung 1945 bei der 
  Firma blieben (eine Polin wurde bereits 1941 in die „Irrenanstalt“ 
  Göttingen eingeliefert). 1942 folgten 20 und 1944 37 Polinnen und 
  (wenige) Polen. Allein am 29.8.1944 kamen sieben Frauen mit 
  neun Kindern aus Polen zu Hollenbach. Dies waren vermutlich 
  Deportationen im Zusammenhang mit dem Warschauer Aufstand 
  von 1944. 
  © Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V. 2015
  www.geschichtswerkstatt-duderstadt.de
  
 
  